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Kulturhinweise

Artikel von balier.info

Mit mehr als 360 verschiedenen Völkern und hunderten eigenständigen Sprachen bzw. Dialeken stellt Indonesien das kulturell heterogenste Land der Welt dar.

Um die Verhaltensweisen der Balier und sonstigen Indonesier zu verstehen, sollten Sie einige Dinge über deren Kultur wissen. So hat jede Kultur bestimmte Standards, die Einfluss auf das Verhalten der einheimischen Bevölkerung haben. Zwar kann es durch die Vielschichtigkeit der unterschiedlichen Ethnien, der verschiedenen Religionen und durch die territoriale Größe des Landes zu individuellen Unterschieden kommen, aber dennoch haben sich in der Praxis grundlegende Kulturmuster herausgebildet, die nachstehend näher beleuchtet werden sollen. Natürlich ist jedem Menschen klar, dass Personen unterschiedliche Charaktereigenschaften haben können, die das individuelle Verhalten beeinflussen, aber dennoch können Kluturkategorien dabei helfen, Erlebnisse im Land zu reflektieren und Beschreibungen in Worte zu fassen. Dieses Ziel vefolgt das Gebiet der interkulturellen Kommunikation, welches versucht, das Unsagbare anhand von Standards zum Ausdruck zu bringen und somit Handlungsperspektiven sowie Reaktionsalternativen aufzuzeigen.

Hierarchiedenken

Hierarchiedenken kommt in Indonesien eine entscheidende Rolle zu. So ist der Status sowie das Alter einer Person im täglichen Umgang stets von Bedeutung, es zählt das sogenannte Senioritätsprinzip. Aber auch Geschlecht, Herkunft, Bildung und berufliche Stellung können die Position beeinflussen. Die bestehende Hierarchie wird anstandslos akzeptiert und eingehalten, was offene Kritik an Vorgesetzten bzw. höhergestellten Personen verbietet und Widerspruch gegenüber Autoritäten tabuisiert.

Da dem sozialen Status eine wichtige Rolle zukommt, werden Titel und Position offenkundig präsentiert. Ein wichtiges Mittel dazu ist der Austausch von Visitenkarten, die dem Gegenüber frühzeitig den Rang innerhalb der Hierarchie aufzeigen soll. Sie dient insofern als Aushängeschild und hat zugleich aufklärende Funktion. Darüber hinaus wird der Status häufig durch Statussymbole zum Ausdruck gebracht, die sich Form von hochpreisigen Limousinen oder Schmuck artikulieren können. Sie gelten als Anzeichen von Macht sollen die Position innerhalb der gesellschaftlichen Hierarchie anzeigen.

Gemeinschaftsorientierung

Typisch für Indonesien ist eine klare Gemeinschaftsorientierung, wobei Gruppenbildung charakteristisch ist. Die Menschen fühlen sich durch familiäre, ethnische, religiöse oder sonstige Gemeinsamkeiten verbunden und richten ihre Interessen an der Gruppe aus. Die Wünsche des Individuums stehen hinter den Interessen der Gruppe zurück und es herrscht ein starkes Abhängigkeitsverhältnis zwischen den einzelnen Mitgliedern, welches durch gegenseitige Verpflichtungen gekennzeichnet ist. Gleichzeitig fördert der Zusammenschluss die Loyalität des Einzelnen und bietet Sicherheit nach Außen. Er reguliert darüber hinaus zudem die Harmonie bei nichtkonformem Verhalten. Neue Mitglieder sind allerdings zunächst Außenseiter. Sie werden jedoch sehr schnell in die Gemeinschaft integriert. Dies wird zum Beispiel durch vielerlei persönliche Fragen erreicht, die den Status des neuen Mitglieds innerhalb der Hierarchie klären sollen, welche auch innerhalb der Gruppe eingehalten werden muss.

Die Gruppenbildung hat zur Folge, dass viele Dinge in Indonesien gemeinschaftlich bzw. zumindest zu zweit erledigt werden. Auch am Arbeitsplatz wird eine Teamarbeit favorisiert, nicht zuletzt um die Verantwortung zu teilen. Darüber hinaus sorgt die Gemeinschaftsorientierung dafür, dass niemand zurückbleibt. Sollte es bei einem Gruppenmitglied zum Rückstand kommen, würden andere Kollegen ihre eigenen Aufgaben zurückstellen um zunächst den Rückstand des Einzelnen zu beseitigen. Weitere Zeichen für die Gemeinschaftsorientierung ist die bevorzugte Nutzung der Wir-Form und die passive Ausdrucksweise, welche den Gemeinsinn unterstreichen.

Personenbezug

Die Erledigung von Aufgaben wird in Indonesien weniger an Zeitvorgaben als an Personen geknüpft. Die persönlichen Beziehungen gehen vor. Dies führt oft auch dazu, dass mehrere Tätigkeiten parallel erledigt werden, was erklärt, warum Handytelefonate auch in persönlichen Gesprächen beantwortet werden oder selbst in wichtigen Besprechungen nicht als unhöflich oder gar unangemessen gelten. Auch die Handlungen selbst können durchmischt sein, indem beispielsweise Privates mit Beruflichem verbunden wird. Möglich wird dies nicht zuletzt durch ein polychromes Zeitverständnis welches im nachfolgenden Punkt beschrieben wird.

Zeitverständnis

Die Gesellschaft in Indonesien ist von einem polychromen Zeitverständnis geprägt, was zur Folge hat, dass die Menschen ein flexibleres Zeitverständnis haben, als dies in Deutschland der Fall ist. Kennzeichnend dafür ist der Begriff „Jam Karet“, was sich mit „Gummizeit“ übersetzen lässt und am besten zum Ausdruck bringt, dass bestehende Zeitrahmen als dehnbar angesehen werden.

Darüber hinaus zeichnet sich Indonesien durch ein gegenwartsgerichtetes Zeitverständnis aus, was die Priorität auf das Hier und Jetzt legt. Zwar ist die Vergangenheit nicht gänzlich unbedeutend, da die Gegenwart von ihr geprägt wurde, aber sie genießt eine untergeordnete Stellung im Alltag. Die Zukunft ist zweitrangig, da sie ohne Bezug zur momentanen Situation gesehen wird. Die Einheimischen akzeptieren „den Fluss der Dinge“, was sie zu Meistern der Improvisation macht, da sie nicht langfristig planen sondern Probleme dann bewältigen, wenn sie sich unmittelbar ergeben. Als Zeichen dafür kann auch hier die indonesische Sprache angeführt werden, die im Falle der Verben keine Unterscheidungen zwischen Vergangenheits-, Gegenwarts- und Zukunftsform kennt. Vielmehr werden sie durch gesonderte Worte ergänzt, die die Zeitdimension beschreiben.

Indirekte Kommunikation und Konfliktvermeidung

Die Kommunikation in Indonesien ist subtil und sehr indirekt. So werden Aussagen häufig mit Andeutungen, Fragen und Beispiele verbunden, um Konflikte zu vermeiden. Ein eideutiges „Nein“ oder eine Zurückweisung ist kaum zu vernehmen, vielmehr wird durch Worte wie „vielleicht“, „noch nicht“ oder ein langgezogenes „Iiijaahhhh“ gelten, welches grundsätzlich eine ablehnende Haltung anzeigt. Die Konfliktvermeidung kann sogar dazu führen, dass Fragen ignoriert werden, um sie nicht zu negieren. Daher ist es wichtig, immer den gesamten Kontext aus verbaler (Sprache), nonverbaler (Gestik und Mimik) und paraverbaler (Lautstärke, Sprachmelodie, Sprachrhythmus und Pausen) Kommunikation zu erfassen, da diese den korrekten Inhalt der Nachricht wiedergeben.

Vereinbarungen

Da Indonesien nur geringe Rechtssicherheit besitzt, verlassen sich die Einheimischen mehr auf mündliche Zusagen denn auf schriftliche Vereinbarungen. Das Vertrauen in einen Geschäftspartner und dessen Wort wiegt mehr als eine Niederschrift und besitzt einen weit höheren Stellenwert. Dazu kommt, dass unbekannte und unsichere Ereignisse in Indonesien weniger als Bedrohung aufgefasst werden, sondern vielmehr einen interessanten Reiz aufweisen. Daher werden westliche Ausländer in Indonesien auch gern angesprochen oder in abgeschiedenen Regionen ohne Fremdenverkehr sogar von den Bewohnern berührt.

Wditere Informationen

Kulturstandards

Unter dem folgenden Verweis finden Sie ein praktisches Beispiel für die Kulturstandards in Indonesien:

Indonesische Kulturstandards

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